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Post-Kolonialismus

Untersuchung zum gesellschaftlichen Einfluss der „River’s of Blood“-Rede von Enoch Powell

Enoch Powell war ein brillanter Redner, ein Autodidakt, aber auch ein Verfechter des alten Empires. In einer Rede, die enorme Sprengkraft hatte und diese schlussendlich auch entfaltete, verweist er auf eine antike römische Rede von Vergil. In dieser Arbeit habe ich die gesellschaftlichen Auswirkungen untersucht, die durch diese Rede ausgelöst wurden.Im heutigen Kontext von immer größeren Flüchtlingsströmen eine Beurteilung, die leider immer noch sehr aktuell ist.

1. Einleitung und Vorgehensweise

Enoch Powell hielt am 20.April 1968 in Birmingham eine Rede, die von Seiten der Medien schnell den Namen Rivers of Blood bekam. In dieser Rede befürchtete Powell in Anlehnung an Vergil, dass der Fluss Tiber wieder mit Strömen voller Blut bedeckt sein könnte, wenn die Einwanderung vor allem farbiger Menschen weitergehe.

Durch diese und andere Äußerungen hat Powell eine Resonanz hervorgerufen, wie sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seines Gleichen sucht. Medien, Gesellschaft und Politiker sahen Powells Rede entweder als Aufruf zum Rassismus und Rassenhass oder als Ausdruck echter und tatsächlicher Gegebenheiten. Was waren also die Konsequenzen von Powells Rede? Welche Auswirkungen haben sich in der Politik und in der Gesellschaft entwickelt? Deshalb soll mit dieser Arbeit weder erläutert werden, ob Enoch Powell die Wahlen von 1970 für Heath gewonnen hat, noch ob er ein Rassist oder Faschist war, da solche Analysen unmöglich verlässliche Aussagen hervorbringen und keinen wichtigen Erkenntnisgewinn erzielen würde. Es ist vielmehr von Bedeutung, ob es Powell gelungen ist, Einfluss auf Politik und/oder Gesellschaft auszuüben. Dazu werden in dieser Arbeit die Wahlprogramme der beiden großen Parteien, Labour und Konservative, aus den Wahljahren 1966 und 1970 verglichen. Des Weiteren werden die Gesetze gegen Einwanderung von 1968 und 1971 sowie die Political and Economical Planning (PEP) Reporte gegenüber gestellt. Während erster Teil sich auf die Folgen im politischen Bereich konzentriert, wird der zweite Abschnitt die Gesellschaft im Auge haben. Dabei werden unterschiedliche Umfragen zur Parteiwahrnehmung herangezogen und Reaktionen aus der weißen wie farbigen Bevölkerungsschicht dargestellt. Zeitungsartikel der Times sollen dabei sinnbildlich die Rolle der Medien repräsentieren und die einzelnen Unterpunkte unterfüttern.

2. Zeitliche Einordnung und Besonderheiten der britischen Situation nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Großbritannien erkennen, dass es seinen Status als Weltmacht und koloniale Eroberernation endgültig verloren hatte. Jedoch stießen patriotische Haltungen mit dieser Realität zusammen und sorgten in der Gesellschaft für Spannungen. So kollidierten der während des Zweiten Weltkrieges propagierte Patriotismus mit der Angst, dass die geschlossene insulare britische Gesellschaft durch Einwanderung unterlaufen werden könnte. Mit den afro-amerikanischen GIs, die ab 1942 in den englischen Städten stationiert waren, wurden erste Diskussionen geführt, wie man mit den verschiedenen Herkünften (races) umgehen sollte.

Dieses Gefühl der Veränderung und Fremdartigkeit dehnte sich auch auf den Verlust Indiens aus, da der Verzicht des britischen Empire auf Indien zeitgleich seine Auflösung einleitete. Indien ist in jeder Betrachtung von Dekolonialisierung ein Schlüsselfall, da es nicht nur das größte, sondern auch das erste Land nach 1945 war, welches unabhängig wurde. Für das Vereinigte Königreich bedeutete dies darüber hinaus, dass es sich in Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten befand. Dies wird wiederum deutlich, wenn man sich die Suezkrise Mitte der 50er Jahre anschaut. Obwohl eine militärisch gelungene Aktion den Suezkanal wieder in englisch-französische Hand führte, erzwang die amerikanische Administration die Übergabe an Ägypten, um Spannungen mit der Sowjetunion zu vermeiden.

Mit diesen Voraussetzungen stellt sich die Frage, wie sich dies auf die Konzeptionen der Staatenzugehörigkeit und Definition des Englischen oder Britischen ausgewirkt hat. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war citizenship als Konzept unter der intellektuellen Elite weit verbreitet und unterstützte die Rolle des Patriotismus als Erhalter des höheren Ideals von citizenship. Die zeitgenössische Elite nahm dabei aber eine homogene Nationalkultur als Basis für eine erfolgreiche Staatsangehörigkeit an, sowohl lokal als auch international.

Die patriotische Identifikation mit der englischen nationalen Identität (nationhood) verdient eine nähere Analyse. Das Konzept der englischen race war nicht zwangsläufig rassistisch und der Nährboden für Intoleranz. In der Nachkriegszeit und im Laufe des Wirtschaftsaufschwungs ging der Diskurs zu citizenship in gemeinsame Werte über, die weniger auf „rassische“ Aspekte blickten. So sagte T.H. Marshall 1950, dass citizenship nur das gleiche Recht auf diverse Rechte repräsentiere, welches durch die Rechtsprechung abgesichert sei .

Trotz der anfänglichen Unwichtigkeit der Herkunft oder race stellte sich im Laufe der 1950er Jahre eine Skepsis ein, ob Einwanderung bestimmter ethnischer Gruppen nicht zu Problemen führen könnte. Im Vergleich zu den europäischen Nachbarn scheint dies durchaus gerechtfertigt, da Britannien noch mehr Einwanderer über die Verflechtungen des British Commonwealth erreichten . Der British Nationality Act von 1948 legte fest, dass jeder, der nicht die britische Staatsbürgerschaft hatte oder ein Commonwealth-Bürger war, bei der Einreise kontrolliert wurde. Dieser Beschluss erweiterte somit die Staatsangehörigkeit um das Vereinigte Königreich und deren Kolonien, verringerte aber die Bedeutung allgemeiner und übergreifender Werte und Rechte . Auch wenn um 1950 die Zahl der nicht-weißen Einwanderer noch gering war, so schien aber der Status als britischer Bürger unkontrollierbar zu sein und erzeugte Fragen über race relations in Britannien .

Jene Einwanderer arbeiteten hauptsächlich in Branchen, die unattraktiv, ungesund und schlecht bezahlt waren und ungern von Einheimischen aufgesucht wurden . Andererseits herrschte oft der Glaube bei den Arbeitsmigranten vor, dass es sich nur um eine temporäre Auswanderung handeln würde. Die Rückkehr war eingeplant und der Assimilationswille sowie die Bereitschaft dazu waren gering. Die Empfängerstaaten  ihrerseits erwarteten „Gäste“ und keine Einwanderer und unternahmen nicht viel, um die Menschen in irgendeiner Form zu integrieren. Mit der Zeit stellte sich eine Reihe von unbeabsichtigten und unerwarteten Vorzügen für die Einwanderer ein, während sie die europäischen Wohlfahrtsstaaten mit aufbauten. So wurde es ihnen ermöglicht, ihre Familien nachzuholen und einen ständigen Wohnsitz zu erhalten . Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen Einwanderer also eine wichtige Rolle in den Ökonomien Westeuropas. Sie füllten die Lücke im Niedriglohnsektor, die aufgrund des Wirtschaftswachstums und der Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitern entstand .

Allerdings waren die Einwanderer – nicht nur in Großbritannien – keine homogene Gruppe und wurden dementsprechend auch unterschiedlich wahrgenommen. Neuankömmlinge aus Indien und der Karibik kamen in großen Zahlen und wurden auch aufgrund ihrer Hautfarbe zur Hauptaufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Aber auch Iren und Gruppen anderer Europäer wanderten in ebenfalls großen Zahlen ein. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg übertrafen die Osteuropäer beispielsweise sogar die Zahlen der Einwanderer aus der Karibik. Diese Zahlen wurden vom britischen Staat kontrolliert und gesteuert, wobei dies nicht auf die Iren, karibischen Einwanderer und Asiaten aus dem indischen Subkontinent zutrifft. Farbige und asiatische Einwanderer wurden eine lange Zeit derart betrachtet, dass deren Einwanderung keine großen Auswirkungen auf die britische Gesellschaft nehmen würde. Gleichzeitig wurden europäische Einwanderer als Arbeitskräfte aber bevorzugt, was andeutet, dass die Einwanderung Dunkelhäutiger und von Asiaten weniger erstrebens- und unterstützenswert war. Parallel stieg die Einwanderung aus der Karibik und dem indischen Subkontinent an, so dass schwarze und asiatische Gemeinschaften sichtbarer wurden und das empfundene Dilemma entstand, wie man die Einwanderung aus diesen Regionen reglementieren könnte. Bis 1962 hatten Einwanderer aus der Karibik und Asien das Recht, in Britannien ohne Kontrollen einzuwandern .

Diesem Druck sah sich die konservative MacMillan-Regierung (1957-63) ausgeliefert und schränkte die Einreisebestimmungen für Commonwealth-Bürger ein. Im Commonwealth Immigrants Act von 1962 erlaubte die Regierung die Einreise nur noch für Ausländer, die einen der zahlenmäßig limitierten Voucher erhalten hatten. Im Laufe der Verabschiedung in 1962 jedoch wurde die Einreisewelle übertroffen, da befürchtet wurde, aufgrund der neuen Regelung später nicht mehr einwandern zu können. Das Voucher-System für Arbeitserlaubnisse konnte jedoch missbraucht werden, so dass bereits eingewanderte Personen die Voucher für andere einreisewillige Ausländer nutzten, um die Einreise nach Großbritannien zu ermöglichen .

Allerdings begünstigten politische Institutionen auch Einwanderung. Ein Beispiel sind rekrutierte Frauen, die für den National Health Service arbeiteten und zumeist nicht aus Großbritannien stammten.

Labour wollte ihrerseits von 1964-70 die ineffektiven Einreisekontrollen verbessern und die Diskriminierung gegen bereits ansässige Einwanderer eindämmen – eine Diskriminierung, die auf Vorurteile gegen die nationalen und ethnischen Herkünfte der Einwanderer basierte. Dennoch stand diesem eine konservative Gruppe – der Monday Club – entgegen, die bis in die 70er Jahre und teilweise darüber hinaus Einfluss auf Politik und Gesellschaft ausübte. Einer seiner Vorläufer war Lord Salisbury, der Einwanderung als ein großes Problem bezeichnete, welches im Laufe der Zeit sein „hässliches Gesicht“ zeigen werde. Damit zeigte sich die Ansiedlung bedeutender Gemeinschaften von nicht-weißen Einwanderern, die für diese Gruppe nicht die gleichen kulturellen Werte wie die Gemeinschaft teilten, als eine langzeitige Bedrohung für die Definition für englishness .

Rahmenbedingungen, die man auch nicht ausblenden darf, sind Vorkommnisse in Verbindung mit dem Thema Einwanderung in 1967 und 1968. Dazu gehören Rassenunruhen in den USA vor und nach der Ermordung Martin Luther Kings im April 1968, Debatten über das Race Relation Bill in Westminster, die Kontroverse über Sikh Busfahrer in Enoch Powells Gemeinde Wolverhampton und Powells politischer Machtkampf gegen Ted Heath.

3. Kennzeichen und Grenzen der Wirkmächtigkeit

Was heute unter Vielfalt (diversity) verstanden wird, war in den Augen von Enoch Powell eine Gefahr für Demokratie und musste durch eine homogene britische Gesellschaft verhindert werden . Zentral in Powells Gedanken waren patriotische Traditionen, die nationhood in Großbritannien untermauerten. Powell stellte sich insofern an die Seite der öffentlichen Meinung, weil er Staatsangehörigkeit durch Nationalität und Patriotismus definierte. Die Vermittlung von Staatsangehörigkeit von sub-nationalen Identitäten würde die allgemeine Natur von Staatsangehörigkeit innerhalb von Gesellschaften untergraben und eine Kommunalisierung wie in Indien erzeugen, so Powell. Deshalb wollte er sich auch stärker vom Commonwealth loslösen, als es einige Zeitgenossen formulierten. Aus romantischem und nicht realistischem Denken habe man angenommen, man könne keine Einwanderungskontrollen für Commonwealth-Bürger einführen und damit ein Problem erzeugt, welches Großbritannien nun gefährde . Um dagegen vorzugehen, sprach sich Powell für einen Einwanderungsstopp und für aktive Zurückwanderungsmaßnahmen (repatriation) aus .

Im Januar 2003 wurde Powells persönliches Archiv geöffnet. Darin lassen sich neue Erkenntnisse zu Powells Gedanken über Einwanderung und vor allem zu den Gründen seiner Rede von 1968 ziehen. Historiker meinten, Powells primäre Sorge war eine post-imperiales Verlangen, alle Verbindungen mit dem Neuen Commonwealth aufzubrechen. Jedoch zeigen Briefe aus seiner Zeit nach Indien 1943-46, dass seine ablehnende Haltungen schon davor erkennbar war. Diese Ablehnung rührte von einer anscheinend liberalen Hingabe zu nationaler Homogenität als eine Voraussetzung für Demokratie. Sein Beispiel deutet an, dass die britische Haltung gegenüber Masseneinwanderung mehr mit der Erfahrung des Empires zu tun hat, als mit Nachkriegsveränderungen in nationaler Identität.

3.1. Auswirkung auf die Politik

3.1.1. Wahlprogramme von Labour und den Konservativen in den Jahren 1966 und 1970

Auch wenn es minimale Unterschiede sein mögen, so sind in den Wahljahren 1966 und 1970 nicht nur Unterschiede zwischen den Parteien erkennbar, sondern auch innerhalb der Parteiprogramme.

Zuerst sollen beide Parteien losgelöst voneinander betrachtet und die Entwicklung der Programme von Labour und den Konservativen separat analysiert werden. In ihrem Manifest von 1966 ist bemerkenswert, dass Labour ausländische Güter als Gefahr erklärt und vor sinkenden Einkommen warnt. Dass ihr vordergründigstes Thema Wirtschaft und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sind, steht dabei außer Frage. Dennoch unterstützt und fördert sie damit die Angst vor dem Fremden, weil sie den Anschein erzeugt, dass rein britische Erzeugnisse keine Gefahr für Löhne darstellen. Gleichzeitig respektiert Labour aber die unterschiedlichen Kulturen und Traditionen der Schotten und Waliser. Der Einwanderung aus Übersee werden dabei aber nur wenige Zeilen gewidmet. Für Einwanderung fordert sie die Fortführung von realistischen Kontrollen, die in Kombination mit einem Programm für racial equality die racial harmony verbessern sollen. Darüber hinaus wurde eine Kommission einberufen, die die gesetzliche Lage von Ausländern und Commonwealth-Bürgern nach der Möglichkeit der Abschiebung prüfen soll.

Vier Jahre später haben sich einige Punkte verändert. Zuerst fällt auf, dass sich das Thema race nun auch am Anfang eingefunden hat. Darin beschreibt Labour, dass die Gleichheit aller Bürger bewahrt werden müsse und keine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Religion, race oder Hautfarbe geduldet werden könne. Dabei werden aber auch Einwanderer-Ghettos angesprochen, deren Entfaltung verhindert werden soll. Labour bemerkt, dass sich die Einwanderer vor allem in den alten und herabgekommenen Großstadtkernen niederlassen. Im Vergleich zum vorherigen Programm nehmen die race relations weniger Platz ein. Einwanderung soll weiterhin stark kontrolliert werden und niedriger als in den Jahren zuvor sein. Dadurch soll es möglich sein, den Fokus auf bessere race relations zu lenken. Dazu soll es ein spezielles urban programme geben, welches Stadtteile mit hohen Migrantenanteilen unterstützen soll. Der Race Relations Act habe den Ansporn zu Rassenhass in den Bereichen Wohnungssuche, Arbeitsplatz und Kreditaufnahmen entzogen.

Bei Labour ist zu erkennen, dass das Thema Einwanderung mehr Aufmerksamkeit bekommt und vor allem im sozialen und ökonomischen Bereich angegangen werden soll. Einwanderung soll weiterhin kontrolliert werden, wobei ausgelassen wird, ob damit auch weiße oder nur nicht-weiße Einwanderer gemeint sind. Die Möglichkeit nach der Abschiebung spielt im Wahlprogramm von 1970 keine Rolle mehr. Ein Einfluss, der vor der Furcht vor Kommunalisierung herrührt und sich für eine breite Rückführung der Einwanderer in die Heimatländer ausspricht, ist bei Labour also nicht ersichtlich.

Wenn man sich nun die Wahlprogramme der Konservativen in den Jahren 1966 und 1970  anschaut, ist eine ähnliche Entwicklung auszumachen. Die Konservativen nehmen 1966 die Einwanderungsfrage mit auf in ihr Programm der Sozialpolitik. Dabei soll es eine gerechte Behandlung von Einwanderern geben, die mit einer strikteren Einreiseregulierung gepaart wird. Allerdings wird im Laufe des Programms Einwanderung als Problem beschrieben, obwohl alle in Britannien lebenden Einwanderer mit Respekt als gleichwertige Bürger angesehen werden sollen. Ein Einreisesystem soll eingeführt werden, dass bei der Einreise die Dauer des Aufenthalts festlegen soll, um später eine dauerhafte oder zeitlich begrenzte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Bei der Einreise sollen Einwanderer die Namen möglicher Einwanderer aus der Familie nennen, damit ihre Anzahl bekannt ist. Dabei soll die Anzahl der Familienangehörigen und deren mögliche Einwanderung Ausschlag für die Erlaubnis des Nachzuges sein. Einwanderer, die bereits in Britannien sind, sollen Hilfen erhalten, falls sie wieder ins Ursprungsland zu ihrer Familie oder mit der Familie wieder ins Heimatland zurückkehren wollen. Die Konservativen räumen Einwanderung weit aus mehr Wichtigkeit ein als Labour, obwohl das Manifest der Konservativen nur halb so lang ist. Inhaltlich ist es bereits ziemlich nah an den Forderungen von Powell.

Bevor auf das Wahlprogramm der Konservativen von 1970 eingegangen wird, soll ein kurzer Einschub gewährt werden, inwiefern sich Enoch Powells Rede aus dem Parteiprogramm bewegt hat, um etwaige Einflüsse seitens Powell aufzudecken. Denn ob er sich mit seiner Rede Mühe gab, innerhalb der Parteirichtlinien zu bleiben, wird kontrovers diskutiert. Der Fakt, dass die Tories in der Opposition waren, bedeutet zuallererst, dass die Maßnahmen im Bezug zur Einwanderung in keinem politischen Entscheidungsprozess eingeflossen sind, um in einem Kompromiss gegebenenfalls verändert zu werden. Bereits im Februar 1965 forderte Sir Alec Douglas-Home, Parteivorsitzender der Konservativen und ehemaliger Premierminister, in der Opposition, dass man für eine Zurückführung illegaler und legaler Einwanderer in ihre Heimatländer aktiv werben und die Anzahl der Einwanderer reduzieren müsse. Der Daily Express machte die Ähnlichkeit zwischen Heath und Powell deutlich, bildete aber einen Unterschied in der Rhetorik heraus. Aber nicht nur in der Rhetorik unterschieden sich Powell und die Parteipolitik der Tories: während Powell in seiner Rede von einer maximal großen Rückwanderung spricht, verfolgt die Konservative Partei unter Heath eine Unterstützung für Einwanderer, die auswandern wollen; ein Versprechen, welches 1971 eingelöst wird . Dadurch scheint die Möglichkeit der Einflussnahme sich nur auf den Feldern der Rhetorik und der maximal großen repatriation zu bewegen.

Im Vergleich zu Labour rücken auch die Konservativen Einwanderung vier Jahre später an den Anfang ihres Programms. Wie Labour wollen die Konservativen Rassenunruhen bekämpfen sowie Masseneinwanderung regulieren und eindämmen. Im Vergleich zum Manifest zuvor wird Einwanderung aber nicht mehr in der Überschrift als ein Problem tituliert. Im Abschnitt race relations and immigration werden vielmehr sozio-ökonomische Voraussetzungen als Schlüsselpunkte für die Verringerung der Rassenunruhen genannt. Nichtsdestotrotz werden auch bei den Konservativen die Probleme der Ghettoisierung, die Verarmung und der Zerfall der Innenstädte mit Einwanderung verbunden. Für die Einwanderung aus Übersee schlagen die Konservativen deshalb ein neues Einreisesystem vor. Es sei richtig für bereits eingewanderte Commonwealth-Bürger, die Familie auch nach Großbritannien zu holen. Aber in Zukunft werden Arbeitserlaubnisse nicht auch gleichzeitig permanente Niederlassungserlaubnisse für den Einwanderer und seine Familie bedeuten. Solche Genehmigungen sollen nur für spezielle Berufe in speziellen Regionen für eine begrenzte Zeit – normalerweise zwölf Monate – ausgestellt werden. Zusätzlich soll es Hilfe und Unterstützung für Einwanderer geben, die zurück in ihre Heimat wollen, aber niemand soll gegen seinen Willen gezwungen werden, Britannien zu verlassen.

Abschließend lässt sich feststellen, dass Powell keinen inhaltlichen Einfluss auf die Wahlprogramme von Labour und den Konservativen ausübte. Labour bleibt seiner Linie treu und erwähnt mit keinem Wort repatriation. Dieses Schlagwort ist bei den Konservativen bereits vor Powells Rede zu erkennen und wird 1970 fortgeführt. Was aber bei beiden Programmen auffällt, ist, dass 1970 Einwanderung eine größere Rolle spielt und Probleme rund um Einwanderung nun auch mit sozio-ökonomischen Aspekten verbunden werden und in diese Richtung bekämpft werden sollen . Ob dies ein alleiniger Verdienst der Rede von Enoch Powell ist, ist allerdings fragwürdig.

3.1.2. Einwanderungsgesetze von 1968 und 1971 sowie Political and Economical Planning Reports

Die Einwanderungsgesetze aus den Jahren 1968 und 1971 stehen in einer langen Reihe von Verordnungen und Debatten, die die strengere Reglementierung und Kontrolle von vorrangig nicht-weißen Einwanderern beinhalten. Mit dem British Nationality Act von 1948 und dem Europäischen Niederlassungsabkommen 1955, sowie den Immigration Acts von 1962, 1968 und 1971 wurde die Macht des Staates bezüglich Ausweisungsmöglichkeiten erweitert. Mit der einzigen Ausnahmen des Europäischen Niederlassungsabkommens, welches etwaigen Abzuschiebenden Rechte zur Gerichtsvertretung zusprach, dehnten die restlichen Beschlüsse die Möglichkeiten aus, Einwanderer auszuweisen. Insbesondere traf dies auf Bürger des Commonwealth – vor allem aus der Karibik – zu, die somit auf die Stufe eines Ausländers herab gestuft wurden. Der wichtigste Gradmesser, wer der Ausweisung ausgeliefert war und wer nicht, war das Merkmal der race. Dies wird im Beschluss von 1971 sichtbar, in dem das Aufenthaltsrecht für vorwiegend Weiße, sogenannte patrials gestattet, für vorwiegend Nicht-Weiße, sogenannte non-patrials untersagt wird.

Während Powells Einfluss auf die Wahlprogramme von Labour und Tories also eher gering war und der Commonwealth Immigrants Act von 1968 am 01.März vor Powells Rede beschlossen wurde, sind Parallelen in den Inhalten Powells und dem folgenden Immigration Act von 1971 erkennbar. So wurden schwarze Commonwealth-Bürger als genauso fremd angesehen, wie die restlichen Ausländer. Die britische Identität wurde enger um die britische Heimatinsel(n) gezogen und Verantwortlichkeiten rund um das Empire wurden unbeachtet gelassen. Der Immigration Act von 1971 ging insofern so weit wie möglich, als dass er die vorherigen Rechte der Commonwealth-Bürger deutlich einschränkte, z.B. beinhaltete der Beschluss, dass Commonwealth Bürger ab 1973 ausgewiesen werden konnten .

Allerdings steht der Immigration Act von 1971 in einer Linie mit vorhergehenden und nachfolgenden Beschlüssen, der damit in einer Reihe restriktiver Gesetzgebungen steht. Einen besonderen Einfluss Powells zu proklamieren, bleibt also problematisch .

Die Political and Economical Planning (PEP)-Reporte nehmen in aktuellen Forschungsdiskussionen eine wichtige Rolle ein, weil sie in vielen Fällen Orientierungspunkte für damalig zukünftige Entscheidungen eingenommen haben. Der PEP-Report aus dem April von 1967 stellte fest, dass es in vielen Bereichen variierende Formen von Diskriminierung gab. In den untersuchten Bereichen des Arbeitsplatzes, bei der Wohnungssuche und bei Dienstleistungen habe es allerdings große Unterschiede innerhalb der Einwanderergruppe gegeben, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der Hauptgrund für Diskriminierung die Hautfarbe war. Ungarn und Zyprioten mussten dementsprechend wesentlich weniger unter Diskriminierung leiden als Asiaten bzw. Inder und vor allem dunkelhäutige Einwanderer aus der Karibik. Die These wurde aufgestellt, dass je unterschiedlicher eine Person in der äußeren Erscheinung war, desto höher war die Wahrscheinlichkeit und Intensität der Diskriminierung. Asiaten bzw. Inder waren im Gegensatz zu farbigen West Indies in einigen Berufsfeldern durchaus etabliert und angesehen, weshalb angenommen wurde, dass aufgrund der besseren Aufnahme der indischen bzw. asiatischen Einwanderer die zweite Generation dieser Einwanderergruppe mit weniger Diskriminierung konfrontiert werden wird. Die vorwiegend angetroffene Form der Diskriminierung bezog sich auf „rassische“ Merkmale, die sich meistens auf Minderheiten konzentrierte, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunftsland anders waren. Die Gründe für Diskriminierung reichten von nicht begründeter kompletter Ablehnung, gefühltem öffentlichen Druck bis hin zu der Behauptung, dass jene Einwanderer zu schlecht ausgebildet bzw. schlechte Mieter seien. Der Bericht weist daraufhin, dass diese Gründe auch Begründungen zum eigenen Schutz oder Lügen seien könnten, dennoch ergeben sich dadurch negative Auswirkungen. Derartige Stereotypisierungen verursachten Benachteiligungen aller nicht-weißen Bürger, weil es Einwanderer in separate Gruppen ausgrenzt und Parallelgesellschaften geschaffen werden. Darüber hinaus werden gut qualifizierte farbige Einwanderer aufgrund ihrer Hautfarbe für schlechter ausgebildet gehalten. Auf der anderen Seite existieren aber auch einige Berichte mit positiven Erfahrungen seitens weißer Arbeitgeber. In dem Bericht wird hervorgehoben, dass es in diesen Fällen möglich war, Vorurteile mit guten eigenen Erlebnissen zu beseitigen.

Die PEP-Berichte aus den Jahren 1972-75 setzen dennoch ein ähnlich gezeichnetes Bild fort. Weiterhin gibt es schlechte Berufe für nicht-weiße Arbeiter. Die Diskriminierung in ungelernten Berufen wurde bei 46% bemessen, wobei gelernte Berufe nur noch eine Diskriminierung von 20% ausmachten. Hauptgrund der Diskriminierung ist immer noch die Hautfarbe.

Der Einfluss Powells auf zukünftige Politik wird in der Forschung so beschrieben, dass Powell seinen Parteivorsitzenden mit seiner Rede dazu drängte, in der darauffolgenden Zeit eine striktere Einwanderungspolitik anzustreben und letztendlich auch durchzusetzen . Zu sehen ist dies in der detaillierteren Aufstellung, die es bei den Wahlen 1966 noch nicht gibt. Dass es zumindest nicht allein Powells Einfluss zu verdanken ist, dass die parteipolitische Linie genauer formuliert wurde, ist an den zahlreichen ideologisch vergleichbaren Parteikollegen Powells bei den Tories erkennbar. Anhand des Einwanderungsgesetzes von 1971 kann man diesen Punkt stützen, da dort die Einreisebestimmungen der nicht-weißen Einwanderer beschränkt wurden. Dadurch wurde eine homogenere britische Gesellschaft gekräftigt, während einer Kommunalisierung in den Augen Powells entgegengearbeitet wurde. Dennoch wurden Inhalte der Rede, wie z.B. eine Obergrenze für die Einreise von Familienangehörigen, abgelehnt.

Des Weiteren scheinen PEP-Reporte Einfluss ausgeübt haben, da in beiden Wahlprogrammen sozio-ökonomische Faktoren eine entscheidend wichtigere Rolle in den Wahlprogrammen von 1970 spielen. Jedoch wird auf Diskriminierung im alltäglichen Leben mit Diskriminierung im institutionellen Rahmen bei den Einwanderungsgesetzen geantwortet.

3.2. Auswirkung auf die Gesellschaft

3.2.1. Wahrnehmung der Parteien und Enoch Powells zum Thema Einwanderung

Eine Umfrage wenige Tage nach der Rede Powells fand heraus, dass 96% der Menschen von der Rede gehört oder gelesen hatten . Wie sich dieser Wert auf die Wahrnehmung der Parteien und deren Programme bezüglich Einwanderung ausgewirkt hat, soll im folgenden Kapitel analysiert werden. Dazu werden zwei Umfragen von Donley T. Studlar herangezogen, der zum einen vergleichende Analyse zu den wahrgenommenen Unterschieden im Bereich Einwanderung in den Wahljahren 1964, 1966 und 1970 getätigt hat . Die Wahrnehmung von Parteiunterschieden ist deshalb von Bedeutung, weil die Wählerschaft dadurch Vorstellungen der Parteien mit der eigenen vergleichen kann, um sich damit entweder zu identifizieren oder diese abzulehnen. Wenn sich aber keine Unterschiede auftun, dann kann sich kein Wahlverhalten auf Inhalte zurückführen lassen. Andererseits hat er eine langfristige Studie veröffentlicht, in der er untersuchte, inwiefern die öffentlich Meinung, die Einwandererfrage und Enoch Powell zueinander standen und sich gegenseitig tangierten.

Wie Studlar in seiner ersten Umfrage herausgefand, war die Wählerschaft gegenüber dem Thema Einwanderung in den Jahren 1964, 1966 und 1970 gleichbleibend verteilt eingestellt. Auch wenn sich die politischen Rahmenbedingungen änderten, veränderte sich die Einstellung gegenüber Einwanderung nicht. Einwanderung war wegen der Debatte um Enoch Powell als Thema am gegenwärtigsten im Wahlkampf von 1970. Die Politik der Siegerpartei 1970, der Konservativen, verfolgte aber eine Politik, die eher weniger der Befragten befürworteten. Wie in ihrem Wahlprogramm nachzulesen, unterstützte sie eine Einwanderung der engsten Familienangehörigen der bereits Eingewanderten und einiger Facharbeiter. Das Wahlprogramm von Labour und der Konservativen haben sich in diesem Punkt nicht unterschieden. Jedoch war die Wählerschaft stark gegen Einwanderung eingestellt. Da gleichzeitig über 75% der Öffentlichkeit eine Vorstellung von Powells Vorschlägen hatten, folgert Studlar, dass die Einstellung der Wählerschaft enger mit der Powells verbunden war als mit den Parteien. Da die Parteiunterschiede und deren Inhalte sehr gering waren, ist deshalb möglich, dass viele Wähler die Gedanken Powells mit den Inhalten der Konservativen vermischt und somit konservativ gewählt haben. Studlar geht auch auf eine Studie von Butler und Stokes ein, die für die Wahlen von 1964 und 1966 eine geringere Relevanz für das Thema Einwanderung ausgemacht haben. So gesehen waren die wahrgenommenen Parteiunterschiede in diesem Bereich auch gering. Deshalb barg das Thema Einwanderung in sich große Möglichkeiten, um das offensichtliche Gleichgewicht in der Einwandererfrage durch Profilierungsarbeit zu verändern. 1970 machten 57% der Befragten in der Butler und Stokes Studie die Konservativen als restriktivere Partei aus; der Unterschied zu Labour stieg von 14% aus 1966 auf beinahe 50% in 1970; im Gegenzug fiel die Anzahl der Menschen, die keinen Unterschied sahen, um 35%. Es gibt im Zusammenhang damit aber keine Verknüpfung zwischen der eigenen Haltung gegenüber Einwanderung und der Wahrnehmung der Parteiinhalte. Das bedeutet, dass eine Person, die gegen Einwanderung ist, diese Haltung nicht notwendigerweise auf die Konservativen projiziert. Personen, denen Einwanderung ein wichtiges Thema ist, sehen jedoch eher Unterschiede zwischen Labour und den Konservativen.

Studlar hat in seiner zweiten langfristigen Umfrage versucht, die Einwanderungsfrage und den Einfluss Enoch Powells zu identifizieren. Er bezieht sich dabei auf Gallup-Studien, die darstellen, dass es von 1959-72 ein homogenes Bild gab. Lediglich 1964 gibt es ein schwaches Bild für Einwanderung und 1968 gegen Einwanderung. Des Weiteren geben überwiegend mindestens 80% an, dass es in ihrem Bezirk keine Probleme mit Einwanderern gibt. Somit ist die Schlussfolgerung möglich, dass die britische Öffentlichkeit sich von den politischen Debatten und Entscheidungen nicht hat beeinflussen lassen, auch nicht von Powell.

Auf der anderen Seite erfahren all Beschlüsse zu Einwanderung (bis auf 1971 aufgrund der geringeren öffentlichen Bekanntmachung) breite Zustimmung. Von November 1961 bis September 1972 wird eine durchschnittliche Anerkennung von 69,5% erfasst. Inwiefern dann die weitere Radikalisierung Powells auf Zuspruch treffen konnte, bleibt schwer zu erklären. Die Zurückführung der Einwanderer in ihre Heimatländer stößt in den Jahren zwischen 1968 bis 1972 nämlich bereits auf weniger Unterstützung: durchschnittlich 56,6% positiv, 36,3% negativ. Bereits bevor Powells Rede gibt es Befürworter dieser Idee, somit muss der Einfluss Powells in Frage gestellt werden.

Auch wenn Powells Bekanntheit durch seine Rede stark zunahm und seine Inhalte bei weiten Teilen der Bevölkerung bekannt waren, zieht Studlar das Fazit, dass Powell nur einen sehr kurzfristigen Einfluss nach seiner Rede im April 1968 hatte. Bemerkenswert erscheint dennoch, dass viele Befragten keine schlechten Erfahrungen mit Einwanderung gemacht haben sollen, es aber eine breite Zustimmung unter den Befragten zu den Einwanderungsgesetzen gab. In diesem Punkt könnte u.a. ein Einfluss Powells liegen, der auch nicht nach seiner Birmingham-Rede von 1968 müde wurde, vor den Gefahren der Einwanderung zu warnen.

3.2.2. Reaktionen der Powell-Befürworter und Powell-Gegner

Nach der Rede erhielt Powell ca. 100.000 Briefe aus der Bevölkerung, die keinem eindeutigen sozialen Milieu zugerechnet werden können. Die Befürchtungen, die Powell in seiner Rede äußerte, können in den zugestellten Briefen oder Leserbriefen an die Times wiedergefunden werden . Angst durch Kommunalisierung eine Auflösung der demokratischen und britischen Kultur hervorzurufen oder Sorgen vor wirtschaftlichen und sozialen Folgen, die durch Einwanderer als Arbeitnehmer resultierten , wie der Wille, sich mit Powell zu solidarisieren, um für das Recht der freien Meinungsäußerung zu kämpfen , sind ebenso wiederkehrende Bilder, wie Befürchtungen nach dem Empire nun auch das Vaterland auszuhändigen . Die Reaktion war nicht überall gleich, aber vor allem in den Midlands reagierten Arbeiter mit Protesten und forderten, dass farbige Menschen nicht in Branchen arbeiten sollten, die ihnen zuvor verschlossen waren. Die meisten der Demonstrationen wurden in Powells Wahlkreis abgehalten. Insgesamt nahmen bei den Demonstrationen in den drei Wochen nach der Rede 10-12.000 Personen teil. Rassistische Äußerungen werden allerdings vor allem auf allgemein schlechte soziale Verhältnisse und unsichere Beschäftigungsverhältnisse zurückgeführt. Jedoch waren Hafenarbeiter, die zu einem großen Teil bei den Streikaktionen mitgemacht haben, zu dieser Zeit in einem sicheren Beschäftigungsklima. Fred Lindop vermutet, dass die geschlossene Gemeinschaft der Hafenarbeiter ein Grund für die überproportional große Unterstützung Powells war, weil sie eher eine Gefahr durch Außenstehende sahen. Des Weiteren haben die Hafenarbeiter in den Jahren von 1945-70 zu den Industriezweigen gehört, die am häufigsten gestreikt haben. Somit wäre eine Affinität und Bereitschaft für Powell auf die Straße zu gehen vorhanden. Dennoch gab es in den folgenden Jahren (1969-74) mehrere politische Streikaktionen, die sich gegen wirtschaftliche Gegebenheiten in den Zeiten von Labour und Tory drehten. Einwanderung spielte bald keine Rolle mehr . In der Times werden auch die Gewerkschaften in das Blickfeld gerückt und spiegeln ein zweiseitiges Bild wider. In einem Artikel nach Powells Rede erklärt Dennis Herbert Harmston, warum er Powell als Gewerkschafter unterstützt, wobei auch seine Zugehörigkeit zu einer nationalistischen Partei erwähnt wird, die von Oswald Mosley gegründet wurde . Ebenso sind Gewerkschafter aber auch zu den Gegnern Powells zu zählen, die herausstellen, dass Powells Äußerungen zu Einwanderung in vielen Punkten gegen die Grundsätze der Gewerkschaften stehen .

Berichte vom Leitartikel bis hin zu veröffentlichten Leserbriefen in der Times äußern auch Unterstützung für Powells Ansichten. Diese beinhalten die Notwendigkeit von Einwanderungskontrollen, Obergrenzen für Einwanderer und repatriation. Viele haben auch Ängste vor Überbevölkerung sowie wirtschaftlichen und sozialen Nachteilen. Derartige Inhalte sind bereits vor Powells Rede zu lesen, werden aber danach in der Times eindeutig häufiger. Eine Suche nach „Enoch Powell AND immigration“ zeigt, dass Zeitungsartikel in der Times vor Powells Rede im Vergleich zum Zeitraum danach ungleich seltener erscheinen . Viele befürworten auch, dass Powell aufrichtig war, das Thema anzusprechen. Diese Gruppe pocht meist auf das Recht der freien Meinungsäußerung und protestieren gegen den Rauswurf aus Heaths Schattenkabinett .

Erfahrungen der einheimischen Bevölkerung mit Einwanderern werden in einer Umfrage aus dem Jahr 1970 dargelegt. Darin wird nach der Rezeption von Einwanderern bis 1968 gesagt, dass 37% der Befragten das Einwandererproblem im Vergleich zu persönlichen Problemen für nicht wichtig erachten. Eine ähnlich hohe Prozentzahl sagten, dass sie dieses Problem für gar nicht wichtig ansehen. Nur 9% äußerten, dass dies sehr wichtig sei. Innerhalb dieser Umfrage wurde auch ein besonderer Augenmerk auf fünf Einwanderergebiete gelegt, in denen besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund hingezogen sind. Dort fanden 38% das Einwandererproblem für nicht wichtig, 30% gar nicht wichtig, 14% sehr wichtig und 18% ziemlich wichtig. Die beiden letzten Gruppen wurden gefragt, warum das Problem für sie wichtig oder ziemlich wichtig sei. 31% der Befragten äußerten Ängste über den Verfall der Region, 25% hatten Furcht vor Mischehe und 22% Furcht vor einer Mehrheit der Einwanderer in der Region. Diese Äußerungen unterstützen die These, dass die Ängste sich vor allem im sozio-kulturellen Bereich befinden .

Neben einer Gallup Umfrage existieren viele Berichte von farbigen Einwanderern oder Briten, die nach Powells Rede zum ersten Mal mit aggressivem Verhalten konfrontiert wurden . Auch wenn die meisten Demonstrationen friedlich verliefen, so gibt es zahlreiche Berichte , die bezeugen, dass es nach der Rede Powells vermehrt zu Übergriffen gegenüber der nicht-weißen Bevölkerung gekommen ist. Ironisch daran ist, dass Powell die Gefahr einer Überbevölkerung durch Einwanderer höher einschätzte, als mögliche Rassenunruhen aufgrund seiner Rede . Selbstverständlich waren die Verhältnisse in Großbritannien weit davon entfernt, „amerikanische Ausmaße“ anzunehmen, allerdings waren die Diskurse vergleichbar. Stuart Hall meinte dazu, dass Powells Erzählweise – eher als seine Wortwahl – annehmen lasse, dass es eine natürliche und unausweichliche Minderwertigkeit oder Unterlegenheit der nicht-weißen Bevölkerung gebe ; eine Sichtweise, die auch in der Times geteilt wurde . Inwiefern diese Ansicht auch zu Gewalttaten oder Beschimpfungen geführt hat, ist schwer zu deuten. In der Forschung gibt es eine zweigeteilte Meinung, ob Powell auch für Gewalttaten verantwortlich war. Auf der einen Seite sagte sich Powell immer von jeglicher Gewalt los und verneinte, ein Rassist im Sinne rassischer Diskriminierung oder Gewaltausübung zu sein. Auf der anderen Seite kann man sich in einer bereits aufgeheizten Situation nicht der Verantwortung entziehen, wenn man derartige Aussagen tätigt. Um also herauszufinden, ob eine potentiell-mögliche Beeinflussung, wenn auch nicht intendierte, vorhanden war, ist es sinnvoll einen genaueren Blick auf Powells Wortwahl zu wenden. Dazu ist es hilfreich, den Unterschied zwischen racism und racialism im englischen Gebrauch zu klären. Der Begriff racism steht für den Glauben, dass manche Menschen ethisch oder rassisch minderwertig sind, während racialism tendiert, die ungerechte Behandlung von nicht-weißen Menschen zu beinhalten. Powell wurde u.a. harsch kritisiert, weil er das abwertende Wort piccaninnies benutzte. Auch wenn Powell in dem Fall eine andere Person zitiert, markiert dies seine Rede als racist (rassistisch), weil er hier Personen mir negativ besetzten Merkmalen versieht und einer rassischen Minderwertigkeit gleichsetzt. Allerdings kann die Rede auch als racialist betrachtet werden, weil Powell einerseits fordert, nur nicht-weiße Personen von weiterer Einwanderung abzuhalten und er verkennt, dass vor allem nicht-weiße Personen der Diskriminierung ausgesetzt sind .

Dementsprechend ist eine Aufwiegelung einzelner, wenn auch weniger, Bevölkerungsteile zumindest theoretisch möglich. Dennoch erhielten Organisationen, die rassistische Gewalt proklamierten wenig Unterstützung. Selbst wirkmächtige Organisationen am rechten Flügel, wie die National Front, die in den späten 60er Jahren aus Greater British Movement, League of Empire Loyalists, British National Party und Racial Preservation Society gebildet wurde, hielt sich im politischen Spektrum auf und rief zu keiner rassischen Gewalt auf.

Auch wenn Rassismus und Diskriminierung durch Parteien am rechten Spektrum nicht aktiv propagiert wurden, so hilft ein Blick in den PEP-Report vom April 1967 dennoch weiter, um auf Diskriminierung hinzuweisen. Jener PEP-Report konzentrierte sich auf Diskriminierung und fand heraus, dass eine hohes Maß an Diskriminierung in vielen Bereichen des sozialen Lebens stattfand. Unter den untersuchten ethnischen Gruppen wurden Personen aus der Karibik zu 45%, Inder zu 35% und Pakistaner zu 34% diskriminiert. Dabei fiel folgendes auf: je höher die Bildung und besser die Fähigkeiten der englischen Sprache waren, desto mehr Diskriminierung trat auf.

Viele Gegner Powells kritisierten ihn nicht nur wegen seiner Rede, sondern auch wegen seiner Darstellungen und allgemeiner Sichtweise auf Einwanderung. Interessanterweise wurden in der Times mehrheitlich Powell-kritische Artikel inklusive Leserbriefe abgedruckt. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil die Times traditionell als konservativ angesehen wird und doch Powell in mehreren Artikeln scharf kritisiert . Dennoch hatte er gerade auch in den eigenen Reihen für viele Gegenstimmen gesorgt, die ihm falsche oder sogar bewusst verfälschende Daten vorwarfen oder mit Oswald Mosley vergliechen . Ein häufig geäußerter Kritikpunkt war auch die übermäßige Stereotypisierung, die vielen nicht-weißen Bürgern die Chance nahm, sich aus einem Umfeld geprägt von Diskriminierung und Vorurteilen heraus zu bewegen. Einerseits verhinderte dies einen sozialen Aufstieg, andererseits aber auch den Kontakt zur einheimischen Kultur, so dass eine Abgrenzung verstärkt werde.

Des Weiteren wird die Frage aufgeworfen, was unter Staatsangehörigkeit zu verstehen wäre, wenn Powell sagt, dass ein Einwandererkind, das in Großbritannien auf die Welt kommt, nicht automatisch auch Brite/Britin sei. Die Fragen, wer bei solchen Gegebenheiten zu entscheiden habe, wer britisch sei und wer nicht, wie lange man seine Herkunft nachweisen müsse, ob es nur eine Frage der Hautfarbe sei, würde umgehend zu Rassenhass führen und weist indirekt auf die Praktiken in Nazi-Deutschland und dem Ariernachweis hin.

Viele in der Times zu Wort kommenden Gegner weisen dabei auch aufgrund ihres akademischen Hintergrundes auf wissenschaftliche Inhalte zurück. Prof. Richard Rose, Universität von Strathclyde in Glasgow, bezog sich beispielsweise auf Umfragen, die belegten, dass große Teile der Bevölkerung einen gerechten Umgang mit Einwanderern wünschten. Außerdem zeigten die Umfragen auch, dass Politik und Presse diesem Thema mehr Bedeutung widmeten, als dies in der Bevölkerung geschah. Diejenigen, die glaubten für die leidtragenden Briten zu sprechen, seien nur eine unrepräsentative Minderheit . Ebenfalls werden die PEP-Berichte zitiert oder Inhalte dessen angesprochen, wie z.B. die ungleiche Verteilung des Wohlstandes oder die generelle Wichtigkeit der sozio-ökonomischen Vorraussetzungen .

In den Artikeln der Times sind die Reaktionen der in Powells Rede adressierten Einwanderer überwiegend mit denen der übrigen Kritiker vergleichbar. Wie zuvor dargestellt, waren viele Gruppierungen einheimischer weißer Briten trotz diskriminierender Darstellungen nicht gewillt, sich zu rassistischen oder gewalttätigen Handlungen hinreißen zu lassen. Diese Radikalisierung auf Seiten der Einwanderer fand in den Darstellungen der Times ebenfalls nicht statt. Führende Einwandererorganisationen sprachen sich für friedliche Mittel aus, die den Weg des demokratischen Systems wählten, um für die eigenen Rechte zu kämpfen . So kritisieren Diplomaten aus Jamaica, Trinidad und Tobago sowie Guyana und Barbados Powell für seine einseitige Kampagne gegen Einwanderer aus der Karibik. Er verleugne den Beitrag, den Einwanderer für die Wirtschaft und Sozialsysteme nach dem Zweiten Weltkrieg geleistet haben, sowie den Beitrag während des Kriegs, als Briten und Bürger der Karibik Seite an Seite kämpften .

Neben dem Beitrag der vergangenen Jahrzehnte für die britische Wirtschaft wird die Zurückführung einer großen Anzahl von Einwanderern immer wieder als Gefahr für die britische Wirtschaft gesehen. Im Gegensatz zu den Stimmen, die Einwanderer als eine Gefahr für die Wirtschaft sehen, wird in anderen Berichten dargelegt, dass Einwanderer auch eine Verbindung zu ihrer Heimat aufrecht erhalten und damit Großbritannien wichtige Absatzmärkte erhalten bleiben . Ein weiterer Bericht wirft außerdem einen kritischen Blick auf die Darstellung, dass Einwanderer vor allem Geld kosten würden. Als Gegenbeispiel wird Deutschland herangezogen, welches u.a. durch die Gastarbeiter ein Wirtschaftswunder verzeichnen konnte. Die Studie Economic Impact of Commonwealth Immigration für das National Institute of Economic and Social Research kommt dabei zum Ergebnis, dass es keinen Abfall der einheimischen Lebensstandards gebe, sondern sich die Lebensstandards wohl eher verbesserten. Nichtsdestotrotz muss Geld investiert werden, um die Lebensstandards der Einwanderer auf die der Einheimischen zu bekommen .

Eine weitere häufig dargestellte Gruppe, die Powell kritisierte, ist die anglikanische Kirche. Neben dem Bischof von Stepney ist es auch Domherr Collins der St. Paul‘s Cathedral, der nicht nur Powells einseitige Darstellung der „Fakten“ und die Darstellung der Einwanderer als Sündenbock für zahlreiche anders geartete Probleme moniert, sondern Enoch Powell auch mit Adolf Hitler vergleicht .

Abschließend lässt sich für den Einfluss Powells auf den gesellschaftlich-öffentlichen Bereich folgendes Bild zeichnen. Wenn die wirtschaftliche Lage Großbritanniens mit der potentiellen Aggressivität gegenüber nicht-weißen Personen in Verbindung gebracht wird, scheint klar zu werden, dass viele Ressentiments aufgrund von ökonomischen Schwierigkeiten entstehen. Ist die Wirtschaftslage gut, stellen Einwanderer keine Probleme dar; steigt die Arbeitslosigkeit, so werden Einwanderer dafür (mit-)verantwortlich gemacht. Dadurch werden Widersprüche erzeugt, die u.a. Bereiche wie den Wohnungsmarkt erfassen. Durch Diskriminierung im Wohnungsmarkt hatten es Einwanderer schwer, gute Unterkünfte zu finden, so dass eine „Bedrohung“ für Einheimische im Wohnungsmarkt nur gering war . Dennoch ist eine breite Basis vorhanden, die sich gegen derartige Vorstellungen zur Wehr setzt und mit Mitteln des demokratisch-institutionellen Raumes gegen Stereotypisierungen und Diskriminierung vorgeht.

4. Schlussfolgerung

In der Einleitung wird erwähnt, dass es zwei Lager gab, die sich hinter Powell stellten oder gegen Powell argumentierten. Auf der einen Seite wurde Powell dafür gehasst, dass er eine emotionale Sprache verwendete und damit Übergriffe auf farbige Bürger mit verantwortete. Auf der anderen Seite wurde er dafür bewundert, dass er seine Meinung über parteipolitische Linien hinweg äußerte.

Gerade letzterer Punkt muss nach den vorliegenden Erkenntnissen revidiert werden. Es steht außer Frage, dass das Recht auf Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, das es zu verteidigen gilt. Genauso steht es aber außer Frage, dass eine Partei es nicht dulden kann, wenn es eine Person in ihren Reihen gibt, die rassistische Diskurse nutzt, um auf eigentlich soziale und ökonomische Probleme aufmerksam zu machen.

Auf die Parteien und deren Wahlprogramme von 1970 hat er, wenn dies ihm überhaupt anrechenbar sein kann, einen Einfluss ausgeübt, der diese mehr auf sozio-ökonomische Faktoren hat aufmerksam werden lassen. Ein Einfluss der genauso gut den PEP-Berichten gutgeschrieben werden kann. Auch wenn die Times feststellt, dass ein Diskurswechsel von Integration zu repatriation stattgefunden hat , so konnte herausgestellt werden, dass diese Gedanken auch schon vor Powell geäußert wurden.

Dennoch werfen die Einwanderungsgesetze ein ambivalentes Licht auf diese Tatsachen. Das Einwanderungsgesetz steht in einer Linie mit restriktiven Regulierungen und Einschränkungen. Diese richten sich aber überwiegend gegen nicht-weiße Personen und klammern weiße Bürger aus. Eine Parallele zu Powells Befürchtungen vor Kommunalisierung und der Wichtigkeit einer homogenen britischen Gesellschaft kann hier nicht abgesprochen werden.

Auf diese Gesellschaft hat Powell ohne jeglichen Zweifel gewirkt. Die hohe Bekanntheit und mediale Auseinandersetzung mit seiner Rede waren enorm. Nichtsdestotrotz war das (unterschwellig) wichtigere Thema Wirtschaft und die Lösung der Unterkunftsfrage. Powells Einfluss war dementsprechend nur kurzweilig und bekräftigt die Rolle der Medien als Diskursgestalter .

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Keyword: Cultural Diversity by Gunther Dietz

Kulturelle Vielfalt wird an vielen Orten gefordert, doch die Umsetzung gelingt meistens nicht. Inwiefern eine Umsetzung überhaupt möglich ist oder ob es sich vielmehr um ein Ideal handelt, das kaum zu erreichen ist, soll hier nicht diskutiert werden. Dieser Auszug aus einem Referat behandelt die verschiedenen Definitionen und Unterschiede unterschiedlicher Konzepte der kulturellen Vielfalt.

Chapter 2: Defining Cultural Diversity

1) What are the different definitions of diversity (Prengel/ Krüger/ dictionary)?

  • Prengel: Cultural difference refers to all differences in education (gender, immigration, disability)
  • Krüger: Plengel’s definition excludes “all the others” (political, sexual etc.)
  • Dictionary: Cultural difference is a situation that includes representation of multiple groups within a prescribed environment, usually refers to cultures or subcultures, no cultural superiority

2) What is the descriptive and prescriptive side of diversity?

  • Descriptive dimension: how are cultures, groups and society structured and how do they deal with heterogeneity?
  • Prescriptive dimension: How should cultures, groups and societies interact within themselves and among each other?

3) How does the UNESCO define “cultural heritage” (2002/2003)?

  • “Culture takes diverse forms across time and space. This diversity is embodied in the uniqueness and plurality of the identities of the groups and societies making up humankind. As a source of exchange, innovation and creativity, cultural diversity is as necessary for human kind as biodiversity for nature” => includes terms of changes, mixtures and diversity of cultures and people

Chapter 3: Multiculturalism, Essentialism and the Visibilization of Cultural Diversity

1) Define Essentialism and explain its problem

  • GRILLO 1998: “Essentializing involves categorizing and stereotyping […]”
  • too reified notions of culture and ethnicity => “assimilation strategy”
  • Problem: individuals are just “subject positions”, this categorizes and determines their subjectivity, treats individuals as if they were “essentially” defined

2) What are the social consequences of a political “assimilation strategy”?

  • Identity is no longer expression of the position that individuals occupy in the production process
  • There are no longer identifiable subjects but people who correspond to their “subject position”

3) How does the author define multiculturalism?

  • Multiculturalism is a movement which was formed by heterogeneous groups of movements, associations etc. who came together to justify the value of ethic and/or cultural difference and to pluralize society => politics of difference

Chapter 4: Discrimination, Recognition and the Pitfalls of Positive Discrimination

1) What is positive discrimination and affirmative action?

  • Positive Discrimination (affirmative action): “quotas” , e.g. gender, religion etc., as a disguise

2) What is the danger about multiculturalist’s movements?

  • Treat minorities like “species on their way to extinction” trying to “conserve” them => they make even more difference between human beings = can create segregationist tendency
  • stigmatizes and essentializes even more
  • VERTOVEC 1998: “’Culture’ […] is presumed to be something virtually burnt into the genes of people, forever distinguishing and separating them. A ‘multicultural’ society, in this reasoning, is therefore a pool of bounded uni-cultures, forever divided into we’s and they’s.”

Chapter 5: The Shift Towards ”Anti-Discrimination“ and ”Diversity Management“ Policies

1) What is the aim of multiculturalist’s movements?

  • To sensibilize society and politics and lead reality to more diversity

2) What is the “Race Directive” and “Employment Directive” and what is their function?

  • “Race Directive” and “Employment Directive” are acts that are passed to establish multiculturalism laws, established by European Union
  • “Race Directive” : fight for race and ethnic rights in all public and private contexts
  • “Employment Directive”: just work related, but includes rights referring to age, disability and religion

Chapter 6: Cultural Diversity as a Resource

1) What was the original idea of “diversity management”?

  • shift away from helping minority groups towards a general promotion of minorities, in order to prevent lawsuits

2) How is “diversity management” seen in our days?

  • Idea that diversity is a resource for firms, because they have more different input           => increasing economic and administration opportunities

3) What are perceivable and not-perceivable sources and how should we understand diversity in the opinion of the author?

  • Difference does not mean just perceivable sources, but also not-perceivable sources (lifestyle, value orientation, autobiographic features, etc.)
  • Diversity is not the existence of many different groups in a specific place, but something that distinguishes human beings from each other

Chapter 7: Cultural Diversity as a Right

1) What is the difference of universalism and particularism?pastedGraphic.png

2) What do we have to do to rescue human-rights as a principle universalizable?

  • Human rights were established in a specific historical moment in western countries => we have to separate them from their historical and cultural context and formulate them again to make them understandable for everybody

Chapter 8: Cultural Diversity at School

What does Dietz criticize about cultural diversity at school?

  • many think that problems at school are connected to migrational background
  • tendency to monocausal explanations, no relation to other influences
  • essentialist approach indirectly an unintentionally points out cultural differences and leads to an us-them understanding
  • there is no shared definition of “multicultural” or “intercultural” education and its education
  • there are more programmatic texts than empirical analysis, which means that teachers don’t get means at hand for a cultural diverse education
  • diversity is limited to the educational system and doesn’t find access to other social systems

Chapter 9: Diversity Problematized: the Culturalization of Difference

Where are the challenges of cultural diversity?

  • terminology for cultural diversity has to be enlarged and/or specified
  • risk of applying old thoughts that might result in a problematization of the existence of cultural diversity
  • confusion of individual and group diversity because of fusing them together
  • “de-code” the culturalist pedagogical discourse and “de-culturalize” the culturalist-biased interpretations

Chapter 10: Diversity as Hybridity: the Post-Colonial Dissidence

What are the issues concerning post-colonialism and cultural diversity?

  • two questions: (1) How can we still stick onto the Anglo-Saxon educational system as a role-model/pioneer? (2) How can we insist on its definition of clear-cut communities and identities?
  • little, if any, difference between cultural diversity today and in colonial times
  • the questioning of this might lead to new notions of “identity”, “culture”, and “nation”
  • “patchwork” identities do exist and its facets of identity will be the product of cultural “hybridization” or “creolization”
  • this might lead to the problem of classification
  • in addition, “the post-colonial de-construction of discrete identities runs the risk of de-mobilizing the social and pedagogical movement and/or de-legitimizing the diversified educational institution through affirmative action policies”

Chapter 11: Redefining Diversity: Culture, Ethnicity, Interculturality and Intersectionality

How does Dietz redefine diversity?

  • reason for a re-definition: “a mutually inter-related definition of culture and ethnicity is required for conceptually and empirically distinguishing between ‘intra-cultural’, ‘inter-cultural’ and ‘trans-cultural’ phenomena related to cultural diversity”
  • cultural praxis and interaction patterns as well as ethnicized collective identity discourses have to be both synchronically/punctually determined and diachronically/periodically de-constructed as culturally hybrid products of ongoing processes of intracultural communication, identification and ethnogenisis (rising of people, building up a society) as well as internalized patterns of routinized intracultural behaviour and interaction
  • “resulting tensions and contradictions – e.g. between gendered vs. ethnicized identity markers – are a source for the analysis of currently ongoing processes of collective identification and heterogenization”
  • DIVERSITY: not a summing up of differences, but as a multi-dimensional and multi-perspectivist approach to the study of “lines of difference”
  • INTERSECTIONALITY: focus on discriminatory attitudes and activities and their impact on the identity formation and transformation processes

 

Bibliography

Dietz, G. (2007). Keyword: Cultural Diversity. A Guide Through the Debate. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 10(1), 7-30.